Volker Schäfer, While my Guitar Gently Weeps

Volker Schäfer hat seine Liebe zu den Beatles schon immer in seine eigene Musik einfliessen lassen. Irgendwann hat er angefangen, dieser Liebe durch eigene Interpretationen der Stücke der Fab Four Ausdruck zu verleihen. Dabei liess er sich die Freiheit, zu erspüren, was eine Melodie braucht und wie viel Improvisation sie verträgt, um etwas eigenes, typisch „Schäferisches“ zu werden, und trotzdem dem Original gerecht zu werden.

 

Der nächste Schritt war dann nur konsequent: Einmal in den Abbey Road Studios diese Lieder aufnehmen. „Mein Traum wäre ja, dass Paul McCartney reinkommt, während ich in den Abbey Road Studios aufnehme, und meine Interpretationen von Beatles-Songs mag“. Das hat er einmal seinem Publikum erzählt.

 

An zwei Tagen Ende Oktober 2020 hat er tatsächlich eine CD an jenem Ort aufgenommen, an dem die Beatles fast ihr gesamtes Werk eingespielt haben. 17 Titel sind darauf zu hören, darunter zwölf Interpretationen von Beatles-Songs. Ausgesucht hat er sich  die Titel,  die „mir besonders gut gefallen und die spieltechnisch viele Freiheiten lassen.

 

Als Musiker beschäftige mich auf meine Art und Weise mit den Beatles und deren Werk,  und es war mir immer ein Bedürfnis, so nah wie möglich an Musikgeschichte zu sein. Warum also nicht im Abbey Road Studio aufnehmen? Ich wollte natürlich auch wissen, wie die Atmosphäre dort ist. Das gehört für mich dazu.“ Obwohl jeder Musiker zu den üblichen Tagesätzen in dort aufnehmen kann, habe er noch am Vorabend in seinem Hotelzimmer gedacht: „Ob die mich da wirklich reinlassen?“Paul McCartney hat der bekennende Fan Schäfer zwar nicht getroffen, aber er fühlte sich ihm dennoch ganz nahe. Vor allem durch die Zusammenarbeit mit dem Toningenieur Lewis Jones. Der Paul McCartney persönlich kennt, unter anderem aus der Zusammenarbeit  bei der Produktion des Beatles-Musicals „Love“. „Lewis ist ein ganz zurückhaltender, smarter Typ. Der hat aus dem Nähkästchen erzählt, wenn wir über bestimmte musikalische Dinge gesprochen haben.“

 

Mit Jones arbeitete Schäfer schnell und effizient: Zwölf Songs waren schon am ersten Tag im Kasten, viel davon  schon beim ersten Anlauf, live gespielt ohne Netz und doppelten Boden. „Die Kommunikation lief per Blick. Ich hab ‘ne Nummer gespielt und dann zu ihm raus geschaut. Wenn er mich nur angeguckt hat, wusste ich: Ich soll‘s nochmal spielen. Wenn er es gut fand, hat er den Daumen gehoben und mich zum Abhören gebeten.“ Gelegentlich habe er schon gedacht „Was mache ich, wenn der jetzt sagt: Nee, so darf man Beatles-Sachen nicht spielen“.  Aber diese Befürchtungen erwiesen sich als unbegründet. Schäfer konzentrierte sich am ersten Tag voll auf sein Spiel, versuchte sich  nicht von der Atmosphäre seines „persönlichen Wallfahrtsortes“ einschüchtern zu lassen.

 

„Erst später wurde mir immer mehr bewusst, wo ich eigentlich bin. Das war so eine Art hineinfühlen in die Atmosphäre.“  Irgendwann fasste sich der Ettlinger ein Herz und fragte den Londoner,  ob es möglich wäre, das Studio 2 zu besichtigen, in dem die Fab Four gearbeitet hatten. Lewis Jones machte es möglich. „Als ich da drin stand, muss ich sagen, das hat mich dann schon schwer berührt. Wirklich dagewesen zu sein, in diesen Räumen. Zumal die nach wie vor genauso aussehen wie damals. Da wird nix verändert, wahrscheinlich ganz bewusst. Diesen Eindruck hinterher wieder beim Spielen mitzunehmen, das war ein extrem starkes Gefühl. Da dachte ich: Wow, jetzt spielst Du einen Song, der da drüben entstanden ist.“ 

 

Badische Neuste Nachrichten, Dezember 2020